Verfasst von: cartanica | Oktober 30, 2008

Tag 1 – 3: Managua und Volcan Masaya

Nachdem bereits in der Woche vor unserer Abreise nicht mehr alles so rund lief wie zuvor, wir Termine nicht wahrnehmen konnten, der Regen uns reihenweise Striche durch die Rechnungen mit unserem Reisegepaeck machte und irgendwie nichts so klappte wie es sollte, fiel unser urspruenglicher Plan, am Samstag schon nach 2  gegebenen Englischklassen in der Fundadora wieder nach Jinotega zurueckzukehren um dort mit Leuten von der Arbeit nach Managua zu fahren, natuerlich auch ins Wasser. Also blieben wir (wir = mein Compadre Nick und die spanische Studentin Marina, die uns den letzten Monat bei der Arbeit begleitet hat) den Samstag morgen, nachdem wir uns widerwillig um halb 6 aus dem Bett geerpelt hatten, um die anderen Lehrer der Fundadora zu treffen, noch in Jinotega und warteten auf die Mitfahrgelegenheit. Die Mitfahrgelegenheit stellte sich jedoch als ein offenbar nur fuer uns organisierter Fahrer, der uns ganz bis nach Managua kutschierte, heraus. Na ja, ich will mich nicht beschweren…

Beine hochlegen und geniessen

Beine hochlegen und geniessen

Wir genossen die Fahrt nicht ganz regenfrei hauptsaechlich auf der Ladeflaeche des Pick-Ups, doesten so gut es eben ging an die Rucksaecke gelehnt vor uns hin und ich blickte in den Himmel, liess die Wolken an mir vorbei ziehen und genoss die wenigen Sonnenstrahlen, die uns vergoennt wurden. Da die Fahrt rund 3 Stunden dauert, es bereits frueher Nachmittag war und die Ladeflaeche zu klein fuer ein Bistro ist, haben wir uns etwas improvisierte und im Fahrtwind nicht ganz leicht zu praeparierende Sandwiches gemacht – geschmeckt haben sie auf jeden Fall. Kurz vor Managua begann es Bindfaeden zu regnen (sehr lange Bindfaeden!), sodass wir uns ins Innere der Camioneta verkrochen und den sintflutartigen Wassermassen, die durch die Strassen Managuas flossen, aus dem Trockenen zu sahen.

 

In Managua wurden wir direkt vor der Bude unserer Freunde Jakob und Anna, die uns stets Obdach bieten, im Barrio Linda Vista im Westen der Stadt abgesetzt. Noch am selben Abend, nachdem wir gemeinsam selbstgemachte Guacamole (ich hab die Zwiebeln geschnitten, waehrend meine Traenendruesen am Limit gearbeitet haben) gegessen haben, fuellte sich der Tisch schnell mit weiteren Gaesten, deutschen Freiwilligen aus der Umgebung und proportional dazu mit „Toña“-flaschen und „Flor de Caña“-buddeln (Bierflasche und Buddel Rum, richtig?). In den fruehen Morgenstunden endete fuer uns Tag 1 unserer neuntaegigen Reise.  

Tag 2 begann im Gegensatz zu Tag 1 schon deutlich „urlaubiger“ und entspannter mit einem spaeten Fruehstueck. Dieses Fruehstueck muss ich an dieser Stelle besonders hervorheben: Wir assen Toastbrot (frisch getoastet, keine Selbstverstaendlichkeit wenn man normalerweise  in Jinotega fruehstueckt) mit Aufstrich (!) und Cornflakes (!!) – so satt war ich schon lange nicht mehr morgens. Dafuer liess uns der Wasserdruck im Stich und wir begaben uns nach einer eher halbherzigen Katzenwaesche unter fisseligem „Wasserstrahl“ auf den Weg zum ersten Programmpunkt: Vólcan Masaya. Der Vulkan liegt im gleichnamigen Nationalpark und liegt etwas suedlich von Managua, also gut mit Bus zu erreichen. Da der Weg vom Eingang des Nationalparks bis zum Gipfel lang ist, goennten wir uns neben den 4 $ Eintritt auch noch einen Chauffeur fuer einen aehnlichen Preis… Touri zu sein ist garnicht so billig. Unser Fahrer schaukelte uns den staubigen Weg durch die Mondlandschaft aus Vulkangestein und darueber wuchernden trockenen

blic vom gipfel auf das "Wartezimmer des Teufels"

Blick vom Gipfel auf das "Wartezimmer des Teufels"

Gewaechsen bis zum Parkplatz direkt an der Abbruchkante zum Krater. Das besondere an diesem Vulkan ist, dass einer der Krater dauerhauft aktiv ist und eine gewaltige Wolke aus Schwefelgasen (das sagt die Wissenschaft, ich bin schwer davon ueberzeugt, dass der Teufel Blaehungen hat) aus dem Loch des Kraters aufsteigt. Bei Dunkelheit soll man sogar das Gluehen der Lava sehen koennen, was vermutlich auch vor mehreren hundert Jahren einen Pfarrer dazu bewogen hat „das Tor zur Hoelle“ mit einem hoelzernen Kreuz am Gipfel des aktiven Kraters zu kennzeichnen. Dieser Pfarrer ist aber nur einer der Verrueckten, die der Vulkan dazu veranlasst hat eigenartige Dinge zu tun. Ureinwohner sollen zu Ehren ihres Feuergottes Kinder und Jungfrauen in dem Vulkan geopfert haben (das hat ihn bestimmt ueberzeugt nicht auszubrechen!) und ein Kolonialist (so weit ich weiss) war der festen Ueberzeugung im Vulkan schwimme pures Gold, das er versuchte abzuschoepfen. Statt gluecklich zu sein, dass er diesen Wahnsinn ueberlebt hat, soll er auch noch enttaeuscht gewesen sein, dass sich sein Gold nach dem Abkuehlen als poroeses Gestein herausstellte. Nun ja, dumm gelaufen, aber aus Fehlern lernt man. Nicht ganz unbeeindruckt von diesen Geschichten stelzten wir einmal entlang der Abbruchkante auf den Wegen, die man als Normalsterblicher auch ohne Fuehrer begehen darf, warteten am Kreuz darauf, dass sich El Diablo mal blicken laesst (offensichtlich hatte er gerade keine Sprechstunde) und inhalierten eine gute Portion Schwefelgase, als von eben auf jetzt Wind aufkam und die Rauchwolke ueber den Parkplatz wehte. Die Aussicht von dem Gipfel aus ueber die Mondlandschaft des Nationalparks bis hin zum Lago Managua war genauso eindrucksvoll wie die Einsicht in den Vulkan.

Den Abstieg vom Vulkan begingen wir teils zu Fuss, teils auf der Ladeflaeche eines passierendes Pick-Ups und machten noch einen Abstecher ins Museum (Eintritt frei, strike!), das durchaus mit interessanten Hintergrundinformationen aufwartete. Auf den Schwingen der hereinbrechenden Nacht erreichten wir unser Obdach bei Anna und Jakob („I´m a poet and I know it!“ wusste bereits Bob Dylan). Wir beendeten den Abend mit einem weiteren Toña und wieder mit selbstgemachter Guacamole (aufgrund Annas und meinem Ideenreichtum leider etwas sehr fluessig).

Nach erholsamer Nacht standen wir am dritten Tag etwas eher auf, genossen nichtsdestotrotz wieder ein fuellendes Fruehstueck und machten uns gegen neun auf den Weg zur deutschen Botschaft um unser Jahresvisum abzuholen. Danach trennten sich der Weg von Anna und Jakob zur Arbeit und unser Weg zum Reisebuero, ueber das Marina unsere Fllugtickets ins Paradies gebucht hatte. Fuer uns drei begann an dieser Stelle eine kleine Taxiodyssee aus dem ungefaehren Zentrum Managuas (ein richtiges Zentrum gibt es nicht) ganz in den Sueden der Stadt um die Tickets zu holen und anschliessend weiter in den aeussersten Osten der Stadt zum Aeropuerto Internacional Augusto C. Sandino. Etwas verdutzt, dass nur 13 Kilo Gepaeck pro Person zu gelassen waren, packten wir vor dem Einchecken erstmal um, bzw. vom grossen in den kleinen Rucksack als Handgepaeck. Als dann jeder so más o menos seine 13 Kilomarke erreicht hatte, wurde nicht nur unser Gepaeck nochmal vom Personal gewogen, sondern auch wir durften einmal die Nadel zum Ausschlag bringen (ich hab wieder ein paar Kilos wett gemacht!). Die Warterei auf den Abflug vertrieben wir uns in der Fressecke des Flughafengebaeudes und am Bankautomaten (spannend!). Puenktlich wurden wir aus dem Wartesaal auf das Rollfeld geleitet und zu der etwas antiquiert wirkenden Propellermaschine gefuehrt. Der Fensterplatz direkt neben dem Propeller stellte sich als weniger reizvoll heraus, als zunaechst angenommen. So hatte ich gewisse Schwierigkeiten, die sowieso schon diesige Aussicht auf die unter uns vorbeiziehende Landschaft und im Anflug auf

Prrrrropeller beim Zwischenstopp in Bluefields

Prrrrropeller beim Zwischenstopp in Bluefields

Bluefields (Zwischenstopp) die weiten Sumpf- und Regenwaldgebiete, irgendwie zu geniessen, waehrend mir der Antrieb ins Ohr bruellte. Aus welchen Gruenden auch immer wurde uns ein kleiner Spaziergang auf der Landebahn des Flughafens in Bluefields, der mit Abstand der kleinste und niedlichste Flughafen ist, den ich je gesehen habe, verweigert, weswegen ich mich mit dem Ausblick aus den geoeffneten Notausgangtueren begnuegen musste. Auch gut, vor allem um schon einmal tropisches Klima zu schnuppern und endlich wieder Sonnenschein und blauen Himmel zu sehen. Nur wenige weitere „Paradiesvoegel“ stiegen in Bluefields zu (logisch, viele haetten auch nicht mehr in die kleine Maschine gepasst), bevor die Pilotin unser endgueltiges Reiseziel, die Corn Islands, ankuendigte

(Fortsetzung folgt…)

 


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